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Entwicklung und Betreuung by HD

Rassebeschreibung

Der Deutsche Schäferhund und der Verein für Deutsche Schäferhunde. (SV)

Seit der Gründung des Vereins für Deutsche Schäferhunde (SV) und der Aufstellung der Rassekennzeichen des Deutschen Schäferhundes im Jahre 1899, erfolgte In Deutschland eine planmäßige Zucht zur Verbesserung von Gebäude-, Wesens- und Leistungseigenschaften des Deutschen Schäferhundes, um so das gesteckte Zuchtziel erreichen zu können, nämlich einen zu hohen Leistungen veranlagten Gebrauchshund zu züchten (Schneider- Leyer, 1966 und1986).

1. Zuchtgeschichte des Vereins für Deutsche Schäferhunde

Die Gründung des Vereins für Deutsche Schäferhunde wird ausführlich von Stephanitz (1932) und Schneider- Leyer (1966 und 1986) beschrieben. Die weitere Entwicklung des Vereins wird von der Hauptgeschäftsstelle In Augsburg festgehalten. Im folgenden soll die Gründung und Entwicklung des Vereins für Deutsche Schäferhunde (SV) stichwortartig in chronologischer Reihenfolge dargelegt werden:

1891: Erster Zusammenschluss einiger Schäferhundfreunde am 16. Dezember zum Verein "Phylax", der jedoch nur 3 Jahre bestand.
1899: 22. April: Gründung des Vereins für Deutsche Schäferhunde (SV) durch Rittmeister Max von Stephanitz und Artur Meyer; Beginn der planmäßigen Zucht des Deutschen Schäferhundes aus zwei Hütehundeschlägen:

1. Der mitteldeutsche Schlag, ein in Thuringen heimischer Stamm mit Stehohren und woIfsgrauer Färbung, von kleiner, untersetzter, sehniger, fast derber Erscheinung, ein Gebrauchshund voller Aktivität und Nerv (Abbildung 1).

2. Der süddeutsche Württemberger Stamm , dem das erwünschte Stehohr zunächst fehlte der dafür aber eine korrektere Rutenhaltung als der mitteldeutsche Schlag hatte, d.h. keine Ringelrute; es war ein großer Hund mit kräftigen Knochen, guter Hinterhand und flottem Gang (Abbildung 2).

ABBILDUNG 1: Thüringer Gebrausschlag (Stephanitz, 1932)

ABBILDUNG 2: Württemberger Gebrauchsschlag (Stephanitz, 1932)

20. September: Erste Sonderschau für Deutsche Schäferhunde und Aufstellung der Vereinssatzungen sowie der Rassekennzeichen als Zuchtziel, welche bis heute Ihre Gültigkeit haben.

1900: Anlage eines Zuchtbuches;
Einführung von Wurfmeldungen
1901: Verlegung des Vereinssitzes von Stuttgart nach München;
Eintragung des Vereins;
Erstes Preishüten;
Beginn der Diensthundearbeit
1902: Aufstellung der Prüfungsordnung;
Beginn des Erscheinens der SV-Zeitung
1903: Abhalten der ersten Leistungsprüfungen (Erläuterungen s. 2.)
1904: Einrichtung der Geschäftsstelle;
Beginn der Polizeihundeprüfungen
1906: Gründung des "Kartells der stammbuchführenden Spezialclubs für Jagd und Nutzhunde";
Schaffung des Leistungsprüfungssiegertitels
1908: Einrichtung des Kassenamtes
1909: Einrichtung des Zuchtbuchamtes
1912: Neufassung der Satzungen;
Gründung des österreichischen Vereins für Deutsche Schäferhunde
1914: Einrichtung der Hauptgeschäftsstelle für verwaltungstechnische Belange
1915-1917: Beschaffung von Hunden für Heereszwecke
1920: Schaffung von Landesverbänden;
Einführung von Vorstands- und Beiratssitzungen;
Einführung von Zuchtwarten
1922: Einführung der Körung für Rüden
1923: Einführung der Körung für Hündinnen;
Beginn des Erscheinens der Körbücher
1927 und 1928: Einführung der Bezeichnung "Körzucht"
1929: Siegerschau mit 510 gemeldeten Hunden, der höchsten Meldezahl bisher
1933: Beitritt des SV in den Reichsverband für das Deutsche Hundewesen
1935: Weltausstellung in Frankfurt mit 425 gemeldeten Schäferhunden
1937: Umgliederung des Reichsverbandes für das Deutsche Hundewesen vom Sport zum Kleintierzuchtverband und Änderung des Namens in "Reichsfachgruppe Deutsches Hundewesen"
1938: Verschärfung der Bestimmungen für die Vergabe der Zuchtbewertung "Vorzüglich";
Abschaffung der Zuchtsiegertitel und Einführung der "Auslesegruppen";
Einführung der Bezeichnung "Leistungszucht"
1941: Erscheinen der letzten Kör- und Zuchtbücher wegen Papierknappheit Infolge des 2. Weltkrieges
1943: Einstellen des Erscheinens der SV-Zeitung wegen Papiermangels Infolge des 2. Weltkrieges
1948: Nachdruck der wegen Papierknappheit während des 2. Weltkrieges nicht gedruckten Kör- und Zuchtbücher
1949: Wiedererscheinen der SV-Zeitung; Überschreitung der 40000-Mitgliedergrenze
1954: Zuerkennung der Gemeinnützigkeit und Förderungswürdigkeit des Hauptvereins
1955: Wiedereinführung der Zuchtsiegertitel für Rüden und Hündinnen
1966: Einführung der Untersuchung auf Hüftgelenksdysplasie (HD)
1968: Gründung der EUSV (Europa-Union der Vereine für Deutsche Schäferhunde)
1971: Verlegung der Hauptgeschäftsstelle von Hamburg nach Augsburg
1974: Gründung der WUSV (Welt-Union der Vereine für DeutscheSchäferhunde); 95% aller Im Behördendienst eingesetzten Hunde sind Deutsche Schäferhunde; Gleichstellung aller Auslese-Hunde, kein Sieger wird ermittelt
1978: Wiedereinführung der Zuchtsiegertitel für Rüden und Hündinnen
1979: Seit 01.01.79 wird die Ahnentafel als "Rasse- Echtheitszertifikat" herausgegeben. Nur wenn der Begriff "Rasse-Echtheitszertifikat, herausgegeben vom Verein für Deutsche Schäferhunde (SV) e.V., gegründet 1899 Gründerverein der Rasse und für den Standard Deutscher Schäferhunde zuständig" in Verbindung mit der Kopfleiste auf der ersten Seite der Ahnentafel aufgedruckt ist (Abbildung 3), handelt es sich um einen ins SV-Zuchtbuch eingetragenen Deutschen Schäferhund. Die Kopfleiste besteht aus den Symbolen für den SV (Verein für Deutsche Schäferhunde), den VDH (Verband für das Deutsche Hundewesen), die FCI (Federation Cynologique Internationale) und die WUSV (Welt-Union der Vereine für Deutsche Schäferhunde). Das bedeutet, dass der SV als einziger Deutscher Schäferhundeverein Gründungsmitglied des VDH und somit der FCI und der WUSV ist. Alle Ahnentafeln mit einer anderen Kopfleiste stammen nicht vom Gründerverein.

Körzucht-Leistungszucht-Ahnentafel
Abbildung 3: Kopfleiste der vom Verein für Deutsche Schäferhunde ausgestellten Ahnentafel

1984: Über 100000 Hunde konnten seit der Einführung der HD-Untersuchung im Jahr 1966 Im Hinblick auf ihre Hüftgelenke als unbedenklich beurteilt werden.
1985: Überschreitung der 100000-Mitgliedergrenze;
13774 Leistungsprüfungen und 150 Ausstellungen des Vereins im Jahr 1985
1987: Eintragung von 28000 Hunden ins Zuchtbuch.
1988: Das Ergebnis der Entwicklung des Deutschen Schäferhundes aus den Thüringer und Württemberger Hütehundestämmen bis zur heutigen Zeit zeigt Abbildung 4.

Abbildung 4: Typischer Deutscher Schäferhund mit den Rassekennzeichen, die bereits 1899 als Zuchtziel aufgestellt wurden: Bundes- und Weltsieger 1988, Eiko vom Kirschental

2. Leistungs- und Zuchtprüfungen des Vereins für Deutsche Schäferhunde

Die Leistungs- und Zuchtprüfungen des Vereins für Deutsche Schäferhunde (SV) werden von Schneider- Leyer (1986) und vom Verein für Deutsche Schäferhunde (1984 bis 1988) im Detail erläutert. Im folgenden sollen nur die wichtigsten Punkte stichwortartig aufgeführt werden.

Leistungsprüfungen


Gültig für den Verein für Deutsche Schäferhunde Ist die Prüfungsordnung vom Verband für das Deutsche Hundewesen


Einteilung der Schutzhundeprüfungen:

1. Schutzhundeprüfung 1 (SchH1) Zulassungsalter: 14 Monate (zur Zeit 18 Monate)
2. Schutzhundeprüfung 2 (SchH2) 16 Monate (zur Zeit 19 Monate)
3. Schutzhundeprüfung 3 (SchH3) 18 Monate (zur Zeit 20 Monate)

Unterteilung der Schutzhundeprüfungen in 3 Abteilungen:

1. Fährtenarbeit (Prüfung der Riechveranlagung)

2. Unterordnung (Gehorsamsprüfung)

3. Schutzdienst (Mannarbeit)


Weitere Prüfungsarten für die verschiedensten Einsatzmöglichkeiten des Deutschen Schäferhundes als Gebrauchshund


  • Schutzhundeprüfung A (entspricht der SchH1 ohne Fährtenarbeit)
  • Fährtenhundeprüfung (zur Zeit Stufe 1+2)
  • Rettungshundetauglichkeitsprüfung und Rettungshundeprüfungen
  • Verkehrssichere Begleithundeprüfung
  • Wachhundeprüfung
  • Ausdauerprüfung (20 km am Fahrrad bei Tempo 12-15 km/h traben, zweimal 20 Minuten Pause)
  • Blindenhundeprüfung
  • Prüfung nach der Internationalen Prüfungsordnung Stufe 1, 2 und 3
  • Herdengebrauchshundeprüfung
  • Rauschgiftspürhundeprüfungen
  • Polizei- und Zollhundeprüfungen

Schauen

Einteilung:

  • Zuchtschauen
  • CACIB- Schauen (Internationale Schauen, bei denen neben dem Deutschen Schäferhund auch andere Rassen ausgestellt werden)
  • Siegerhauptzuchtschau (alljährlich größte Zuchtveranstaltung für Deutsche Schäferhunde In der Welt)

Klasseneinteilung:

Alter:
1. Jugendklasse Rüden 12 - 18 Monate
2. Jugendklasse Hündinnen 12 - 18 Monate
3. Junghundeklasse Rüden 18 - 24 Monate
4. Junghundeklasse Hündinnen 18 - 24 Monate
5. Gebrauchshundeklasse Rüden > 24 Monate
6. Gebrauchshundeklasse Hündinnen > 24 Monate
Aktuelles: Weitere Klassen: Nachwuchsklassen Rüden sowie Hündinnen von 9-12 Monaten

Bewertungen:

  • Vorzüglich-Auslese: Elitegruppe auf der Siegerhauptzuchtschau
  • Vorzüglich: Hunde entsprechen höchsten Anforderungen bezüglich Gebäude, Wesen und Blutführung
  • Sehr gut: Hunde entsprechen hohen Anforderungen
  • Gut: Hunde, deren Gebrauchstüchtigkeit nicht wesentlich beeinträchtigt ist
  • Ausreichend: Hunde mit beachtlichen Mängeln im Aussehen
  • Mangelhaft und Ungenügend: Hunde mit größeren Gebäudefehlern und mit schlechten Wesenseigenschaften.
  • Aktuelles: vv (vielversprechend), ve (versprechend) und wv (weniger versprechend) in den Nachwuchsklassen;

Körungen

Zweck: eine einheitliche Zuchtrichtung zu fördern und insbesondere die Gebrauchshundezucht anzuheben


Körergebnisse: angekört, zurückgestellt, nicht angekört, abgekört, zur Körung nicht geeignet


Einteilung der angekörten Hunde in Körklassen:

- Körklasse 1: zur Zucht empfohlene Hunde

- Körklasse II: zur Zucht geeignete Hunde


Zuchtvoraussetzungen


Mindestvoraussetzung zur Zucht ist die SchH1- Prüfung oder die Herdengebrauchshundeprüfung und die Zuchtbewertung "Gut" auf einer Schau. Sind beide Elterntiere zusätzlich noch angekört, so erhalten deren Welpen anstelle der "weißen Papiere" (Leistungszucht) die "roten Ahnentafel", d.h. dass sie aus Kör- und Leistungszucht stammen.


3. Prüfung auf Freiheit von Hüftgelenksdysplasie durch den Verein für Deutsche Schäferhunde

Die Diskussion über die Hüftgelenksdysplasie Im Verein für Deutsche Schäferhunde wurde bereits durch Schnelle Im Jahre 1935 In Gang gesetzt (Hauptgeschäftstelle des Vereins für Deutsche Schäferhunde, 1988).

Die Hauptgeschäftsstelle des Vereins für Deutsche Schäferhunde 1965) veröffentlichte in Ihrer monatlich erscheinenden SV-Zeitung Im Juni 1965, dass züchterische Maßnahmen zur Bekämpfung der Hüftgelenksdysplasie in die Wege geleitet würden, ebenso ergäbe sich eine Änderung der Körbestimung des SV, wonach die Eigentümer angekörter Hunde diese freiwillig bei einer tierärztlichen Hochschule röntgenologisch auf HD untersuchen lassen könnten. Bei Hunden ohne Hüftgelenksdyplasie werde ein "a" auf dem Körschein und ins Körbuch eingetragen.

Sachs (19615) schreibt, dass der SV- Zuchtausschuß beschlossen hat, ab 1966 bei der Ankörung die Hunde zu kennzeichnen, die röntgenologisch frei von HD sind, um die HD allmählich durch Zuchtmaßnahmen eliminieren zu können.

In der SV-Zeitung Mai/1966 gibt die Hauptgeschäftsstelle des Vereins für Deutsche Schäferhunde (1966a) folgende, vom Zuchtausschuß und SV-Vorstand empfohlene und vom Beirat beschlossene Punkte bezüglich der Prüfung auf HD-Freiheit bekannt:

  1. Im September 1966 wird die röntgenologische Untersuchung auf HD im SV eingeführt.
  2. In Zukunft sollen Hunde, die frei von HD sind oder HD 1. Grades besitzen, auf der Ahnentafel einen Sonderstempel "a", nach Vorlage eines amtlichen Befundes frühestens im Alter von 12 Monaten, erhalten (Abbildung 5).

    Abbildung 5: Sonderstempel des SV "A"-Stempel

  3. Nur Röntgenbefunde werden anerkannt, die von einer Universitätstierklinik oder von Fachtierärzten und Röntgenologen ausgestellt werden. Die Auswertung der Aufnahmen und die Stellung der Diagnosen erfolgen durch eine vom SV noch zu schaffende zentrale Stelle, die den endgültigen Befund an das Zuchtbuchamt des SV weitergibt. Das Zuchtbuchamt wird über die Berechtigung, ob einem Hund die Bezeichnung "a" zuerkannt wird, entscheiden. Bereits drei Monate später galt folgende Bestimmung: Es werden nur Röntgenbefunde anerkannt, die von Universitäts-, Hochschultier- kliniken und durch vom SV zugelassene Tierärzte angefertigt werden. Diese wurden von der Hauptgeschäftsstelle des Vereins für Deutsche Schäfer hunde (1966b, 1966c und 1967) in einer Liste zusammengefasst und in den SV-Zeitungen Nr. 11 und 12/1966 und 1/1967 veröffentlicht. Über die Zuerkennung des "a" entscheidet das Zuchtbuchamt, bei Grenzfällen entscheidet eine vom SV eingesetzte zentrale Beratungsstelle (Kremhelmer, 1966). Heute werden weiterhin vom SV immer neue Tierarztpraxen zum HD-Röntgen anerkannt und über die "a"- Zuerkennung entscheidet allein die zentrale Begutachtungsstelle In Hannover unter der Leitung von Herrn Prof. Brass.
  4. Hunde, die geröntgt werden, sind zu tätowieren. Ab 1970 führte der SV das Tätowieren von Hunden, die dem Zuchtbuchamt gemeldet werden, im Alter von 8 Wochen durch speziell vom SV berufene Tätowierer ein.
  5. Die Zuchtverwendung eines der derzeitigen Zuchtordnung entsprechenden Hundes wird nicht von der Vorlage eines HD-Befundes abhängig gemacht.
    Aktuelles: letzterer hat heute keine Gültigkeit!

    Weitere Voraussetzungen für die HD-Untersuchung, die bis heute Ihre Gültigkeit haben, sind im folgenden zusammengefasst (Kremhelmer, 1966; Verein für Deutsche Schäferhunde, 1984 bis 1988):
    • Die vom SV zugelassenen Röntgentierärzte müssen die Röntgenuntersuchung entsprechend den Richtlinien, die in der Besprechung vom 11.06.1965 an der Universität Göttingen aufgestellt wurden, durchführen (vgl. Veröffentlichung von Müller und Saar, 1966; siehe Kapitel 2.2.2.).
    • Der Tierarzt muss die Identität des Hundes an Hand der Tätowiernummer kontrollieren bzw. den Hund selbst tätowieren.
    • Die Röntgenaufnahme muss, mit Namen und Tätowiernummer gekennzeichnet, zusammen mit dem Beurteilungsbogen an die Hauptgeschäftsstelle nach Augsburg übersandt werden, auch wenn schwere HD vorliegt!
    • Das Röntgenverfahren erfolgt grundsätzlich nur einmal.
      Aktuelles: Möglichkeit des Nachröntgens durch Einspruch gegen den erteilten HD-Befund!
    • Bei Zuerkennung der Befunde "normal", "fast normal oder noch zugelassen" durch die zentrale Auswertungsstelle Hannover wird vom SV der "a"-Stempel und der Befund in die Ahnentafel eingetragen. Hunde mit mittlerer HD erhalten den "a"- Stempel nicht und für Hunde mit schwerer HD wird eine Nachkommeneintragungssperre vom SV verhängt.
      Aktuelles: auch mit einem Hund, der den HD-Befund mittlere HD erteilt bekommt, darf nicht mehr gezüchtet werden!

Der SV hat somit für Züchter, aber selbstverständlich auch für Liebhaberdes Deutschem Schäferhundes, die Voraussetzungen dafür geschaffen, eine weitere Verbreitung der HD zu verhindern; dabei müssen Züchter, Tierärzte sowie das Zuchtbuchamt in Augsburg zusammenwirken (Schneider- Leyer, 1986).

Aktuelles: 1989 wurde in der Dissertationsarbeit "Genetisch-statistische Analyse der Hüftgelenksdysplasie beim Deutschen Schäferhund" als Ergebnis die Einführung einer Zuchtwertschätzung, zumindest für Rüden, empfohlen (Dr. Schwarz, Wernberg-Köblitz, 1989).

ab 1999 wurde die Zuchtwertschätzung bzgl. Hüftgelenksdysplasie eingeführt!

4. Zuchtmaßnahmen auf Freiheit von Hüftgelenksdysplasie

Brass (1978a und 1978b) ist der Ansicht, dass im Laufe der Zeit zahlreiche Rassehundevereine die Notwendigkeit der Ergreifung von Zuchtmaßnahmen gegen die HD erkannt haben. Den Beginn der HD-Bekämpfung datiert Quinlan (1975a und 1975b) in die siebziger Jahre.

Laut Willis (1984) basieren alle Bekämpfungsmaßnahmen bei sämtlichen Hunderassen, ob staatlich, privat oder durch einzelne Züchter organisiert, auf der Röntgendiagnostik, wobei die HD-Stufen sowie Beurteilungskreterien des öfteren differieren.

Der Erfolg der HD-Bekämpfung hängt somit sowohl vom Beurteilungsmaßstab als auch von den durch die einzelnen Rassehundezuchtvereine festgesetzten Zuchtmaßnahmen ab.

Zuchtmaßnahmen beim Deutschen Schäferhund in derBundesrepublik Deutschland

Nach der Einführung des "a"- Stempel- Systems im September 1966 erhoffte sich der Verein für Deutsche Schäferhunde zweifelsohne einen deutlichen Rückgang der HD-befallenen Hunde in der Schäferhundezucht

Der SV setzte folgende Bedingungen für die Zucht fest (Quellen dafür sind Schneider- Leyer, 1986, und die Hauptgeschäftsstelle des Vereins für Deutsche Schäferhunde, 1988):

  • Der Zuchteinsatz eines Rüden ohne "a" wird auf 40 Deckakte pro Jahr beschränkt. Ein Rüde, dem das "a" zuerkannt ist (HD-Befund: "normal", "fast normal" oder "noch zugelassen") darf 60 Deckakte pro Jahr ausführen.
  • Hunde mit schwerer HD werden in der SV-Zeitung namentlich aufgeführt und erhalten Nachzuchteintragungssperre (Zuchtverbot).
  • 1967 setzte man fest, dass nur Hunde mit "a" auf Lebenszeit angekört werden können; Hunde ohne "a" mussten alle 2 Jahre zur Wiederankörung vorgestellt werden.
  • Seit 1974 Ist bei den Rüden und seit 1975 auch bei den Hündinnen für die Zuchtbewertung "Vorzüglich-Auslese" und seit 1976 sogar für die Zuchtbewertung "Vorzüglich" bei Rüden und bei Hündinnen die Zuerkennung des "a" Voraussetzung.
  • Von 1977 bis 1979 durften Hunde ohne "a" nicht mehr in Körklasse I, sondern nur noch in Körklasse II gekört werden.
  • Seit 1980 werden Hunde, denen das "a" nicht zuerkannt ist, nicht mehr gekört.
  • Der HD-Befund eines jeden angekörten Hundes wird seit 1978 Im Körbuch veröffentlicht, so dass sich jeder Züchter über die HD-Befunde angekörter Hunde informieren kann.

In der monatlich erscheinenden SV-Zeitung wurden desöfteren Vaterrüden, Mutterhündinnen und Deutsche Schäferhundezwinger veröffentlicht, von denen einer bestimmten Anzahl von Nachkommen bzw. Hunden das "a" zuerkannt wurde

Dunkelziffern (es sind nicht alle HD-Fälle bekannt), fehlende Angaben über die Gesamtzahl der zum Zuchtbuch gemeldeten Nachkommen bzw. Hunde sowie fehlende Aufschlüsselung in die verschiedenen HD-Befunde lassen sicherlich nur wenig über den Erbwert eines Vater- oder Muttertieres bzw. über die gesamte HD-Situation in einem Zwinger erkennen.
Jedoch konnte, mit solchen Aufstellungen sicherlich Vergleiche der häufig zur Zucht eingesetzten Rüden und Hündinnen bzw, der einzelnen Zwinger untereinander angestellt werden.

Aufgrund der Einführung des "a"- Stempels für HD- freie Hunde ("normal"), Hunde mit übergangsform ("fast normal") und Hunde mit leichter HD ("noch zugelassen") und mit Hilfe der erwähnten Zuchtmaßnahmen konnte, wie die untere Tabelle zeigt, in einer Zeit von etwa 20 Jahren bei den röntgenologisch auf HD untersuchten Hunden die "schwere HD" prozentual von 1,54% auf 0,97% gesenkt werden, die "a"- Zuerkennung von 72,16% auf 91,42% gesteigert werden und die HD- Befundung "normal" sogar von ursprünglich 9,87% auf 48.38% angehoben werden.

Die Frage, ob der Anteil an Hunden mit der Zuerkennung des "a" im gesamten Schäferhundbestand steigt, bleibt aber nach Brass (1978b) aufgrund der Dunkelziffern bezüglich der Hunde mit mittlerer und besonders der mit schwerer HD offen bzw. ungeklärt. Trotz gegenteiliger Bestimmungen werden mit Sicherheit nicht alle Röntgenbilder, die von Hunden mit mittlerer bzw. schwerer HD stammen, zur zentralen Auswertungsstelle Hannover eingesandt. Auch die bereits durch das Vorröntgen unter 12 Monaten ausgeschiedenen Hunde verfälschen nach Giebel (1980) die Statistiken. Ob man den prozentualen Rückgang von schwerer HD als echte oder gefälschte Reduktion anzusehen hat, ist sicherlich sehr schwierig zu beantworten.

Tabelle: Verbreitung der HD beim Deutschen Schäferhund in der BRD vom Beginn des vom SV im Jahr 1966 gestarteten Bekämpfungsverfahren gegen die HD bis zum Jahr 1987 (Quellen: Schneider-Leyer, 1986, und Hauptgeschäftsstelle des Vereins für Deutsche Schäferhunde, 1988)


1966 und 1967 wurden 1034 HD-Befehle erledigt. Aufzeichnungen über die einzelnen Stufen liegen nicht vor.
Jahr normal % fast

normal

% noch

zugel.

% mittlere

HD

% schwere

HD

% Gesamt ZB-Eintr.

Vorjahr

ZB-Eintr.

Befunde


1968 148 9,88 309 20,63 624 41,66 394 26,30 23 1,54 1498 22000 6,81
1969 214 8,82 493 20,33 1234 50,89 449 18,52 35 1,44 2425 24000 10,10
1970 351 11,23 784 25,09 1455 46,56 502 16,06 33 1,06 3125 25000 12,50
1971 500 11,49 1227 28,20 2079 47,78 502 11,54 43 0,99 4351 24000 18,13
1972 926 16,61 1887 33,85 2046 36,71 599 10,75 116 2,08 5574 26000 21,44
1973 807 14,13 1706 29,86 2367 41,43 741 12,97 92 1,61 5713 28000 20,40
1974 820 11,78 1666 23,94 2779 39,93 1454 20,89 240 3,45 6959 30000 23,20
1975 1118 16,83 1944 29,25 2644 39,80 770 11,59 167 2,51 6643 29000 22,91
1976 1388 14,84 3179 34,00 3837 41,03 862 9,22 85 0,91 9351 29000 32,24
1977 2288 24,69 3303 35,64 2788 30,09 756 8,16 132 1,42 9267 29000 31,96
1978 2632 29,04 3343 36,89 2121 23,40 605 8,88 162 1,79 9063 29000 31,25
1979 3271 31,37 4033 38,68 2171 20,82 757 7,26 194 1,86 10426 29000 35,95
1980 3364 32,54 3779 36,55 2281 22,06 770 7,45 145 1,40 10339 29000 35,65
1981 3468 34,58 3500 34,90 2143 21,37 740 7,38 179 1,78 10030 29000 34,59
1982 3594 38,14 3271 34,71 1723 18,29 685 7,27 150 1,59 9423 29500 31,94
1983 3581 37,93 3040 32,20 1861 19,71 828 8,77 131 1,39 9441 30000 31,47
1984 4176 39,93 3341 31,95 1877 17,95 929 8,88 134 1,28 10457 31000 33,73
1985 4529 41,55 3466 31,80 2006 18,40 769 7,06 130 1,19 10900 32000 34,06
1986 4772 46,42 2904 28,25 1768 17,20 736 7,16 99 0,95 10279 32000 32,12
1987 4601 48,38 2493 26,21 1601 16,83 722 7,59 93 0,98 9510 30000 31,70
1988 4559 53,13 2013 23,47 1255 14,63 700 8,16 51 0,59 8578 28000 30,64
1989 4693 51,10 2308 25,13 1426 15,53 706 7,69 51 0,56 9184 25000 36,74
1990 4808 47,69 2922 28,99 1623 16,10 551 6,46 77 0,76 10081 25000 40,32
1991 4382 52,89 2213 26,71 1131 13,65 479 5,78 80 0,97 8285 26000 31,87
1992 5721 58,15 2324 23,62 1241 12,61 470 4,78 83 0,84 9839 27000 36,44
1993 5826 62,79 1972 21,25 952 10,26 462 4,98 66 0,71 9278 28000 33,14
1994 5525 59,84 2144 23,22 1027 11,12 466 5,05 71 0,77 9233 28000 32,98
1995 7966 63,40 2780 22,13 1137 9,05 537 4,27 144 1,15 12564 29000 43,32
1996 5257 59,23 2476 23,44 1160 10,98 521 4,93 150 1,42 10564 30000 35,21
1997 6231 61,61 2232 22,07 1087 10,75 467 4,62 96 0,95 10113 31000 32,62
1998 6480 64,14 2012 19,91 1077 10,66 446 4,41 88 0,87 10103 30000 33,68
1999 6809 66,23 2001 19,46 1018 9,90 369 3,59 84 0,82 10281 28000 36,72
2000 4991 66,18 1564 20,74 686 9,10 239 3,17 61 0,81 7541 24000 31,42
2001 4941 62,54 1989 25,17 691 8,75 210 2,66 70 0,89 7901 21000 37,62

125737 43,61 80618 27,95 56916 19,74 21493 7,45 3555 1,23 288319 946500 30,46

Aktuelles: Tabelle wurde von 1988 bis 2001 erweitert!

Lag der HD-Befall ("leichte HD", "mittlere HD" und "schwere HD") im Jahre 1968 kurz nach Beginn des SV-Bekämpfungsverfahren bei 69,5%, so sank er bis zum Jahr 1987 auf 25,4% ab. Von den jährlich geröntgten Hunden stieg der Prozentsatz an Hunden mit "normalen" Hüftgelenken zwischen 1968 und 1987 um das Fünffache von 9,9% auf 48,4% an. Der HD-Befund "fast normal" lag im Jahre 1968 bei 20,6%, im Jahre 1987 bei 26,2%.

Quelle: Dissertationsarbeit "Genetisch-Statistische Analyse der Hüftgelenksdysplasie beim Deutschen Schäferhund" von Jürgen Schwarz, veröffentlicht im Anhang zu Aktuelle Informationen: Hüftgelenksdysplasie in www.tierarztpraxis-schwarz.de.

Aktuelles:
Weitere wichtige Zuchtmaßnahmen:

  1. Genotypen Datenbank mit DNA-Prüfung als Zuchtvoraussezung!
  2. Identitätsprüfung eines jeden Rüdens nach dem 30. Deckakt durch Nachröntgen!
  3. Zuchtwert: Seit der Einführung des HD-Zuchwertes darf die Summe beider Elternzuchtwerte den Wert 200 nicht überschreiten! Je niedriger der Zuchtwert eines Hundes, desto besser seine "HD-Gene"!
  4. Zuchtverbot für Hunde mit schwerer und auch mittlerer HD
  5. Möglichkeit des Einspruchs gegen den erteilten HD-Befund!
  6. Einführung des Röntgen von Ellbogen auf freiwilliger Basis seit 1.1.2002
Näheres s. www.schaeferhunde.de
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